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Barockuhr „au chinois“ mit Mondphase und Carillon

Barockuhr au chinoi“ mit Mondphase und Carillon Mayer in Wienn

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Wien, erste Hälfte 18. Jahrhundert

signiert
"Mayer in Wienn"
Uhrmacher
wohl Jacob Mayer I.,
Wien, erw. 1707, 1709 und 1738
Gehäuse
Obstholz, Chinoiserie-Malereien, teils golden, auf rotem Grund
Zifferblatt
Fronton Bronze graviert und feuervergoldet, versilberte Eckspandrillen, Ziffernring und Hilfszifferblätter versilbert
Werk
Spindelgang mit Kette und Schnecke, Wiener 4/4-Schlag mit Stundenschlag auf Glocke und Viertelstundenschlag mittels 9-Glocken-Carillon, Repetition, Abstellung von Schlag und Repetition, Anzeige von Mondphase und Monddatum
Höhe
56 cm

Chinoiserien sind von chinesischer, japanischer und indischer Kunst inspirierte Motive, die sich im 18. Jahrhundert größter Beliebtheit erfreuten. Die Faszination, die exotische und hochentwickelte Kulturen Süd- und Ostasiens auf Europa ausübten, war so groß, dass sich Fürsten und der Adel in ihren Schlössern ganze Salons „au chinois“ einrichten ließen.

Lackmalereien waren neben Porzellan und Seide das begehrteste Kunsthandwerk aus Fernost. Die feinen Malereien aus unzähligen Schichten färbigen Lacks wurden importiert und zu Möbeln in europäischem Stil umgewandelt oder als Paneele in Wanddekorationen eingelassen. Sie wurden aber auch von abendländischen Kunsthandwerkern mit anderen Techniken und heimischem Materialen nachgeahmt und fantasievoll interpretiert.

Wiener Barockuhren mit Chinoiserie-Dekor sind äußerst rar. Sie wurden vermutlich speziell für Interieurs „au chinois“ in Auftrag gegeben. Das rot gefasste Obstholzgehäuse der vorliegenden Barockuhr zieren detailreiche Malereien mit asiatisch gekleideten Figuren, chinesisch inspirierter Architektur, Hirschen, Fenghuang-Vögeln (chinesische Fabeltiere) sowie floralen und ornamentalen Elementen.

Das gravierte Fronton schmücken versilberte Eckspandrillen. Oberhalb des versilberten Ziffernringes befinden sich Hilfszifferblätter für die Schlagabstellung und die Abstellung der Repetition. Eine besondere Raffinesse stellt die Mondphase im Zentrum des Bogenfeldes dar. Auf einer sich drehenden gravierten und bemalten Scheibe wird die aktuelle Lichtgestalt des Mondes dargestellt. Ein umlaufender Ziffernring dient der Anzeige des Monddatums. Das Werk, welches wohl der renommierte Wiener Uhrmacher Jacob Mayer I. fertigte, ist darüber hinaus mit einem Carillon – einem Musikspielwerk mit Stiftwalze und neun Glocken – versehen, welches zu jeder Viertelstunde eine kleine Melodie erklingen lässt.

Ein weiteres Highlight dieser außergewöhnlichen Barockuhr ist die figural gravierte Rückplatine. Zu erkennen ist ein Dragoner zu Pferde mit detailliert wiedergegebener Uniform. Möglicherweise handelt es sich bei dieser seltenen Darstellung um eine Hommage an den berühmtesten Dragoner-Oberst der österreichischen Geschichte – Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736), der zur Entstehungszeit dieser Wiener Barockuhr längst zur Legende geworden war.