Wien, zweites Viertel 19. Jahrhundert
- signiert
- links unten: „C. L. Hoffmeister“
- Gehäuse
- Ochsenaugenrahmen, blattvergoldet
- Werk
- Spindelgang, Wiener 4/4-Schlag auf Tonfedern, Repetition, Walzenspielwerk mit zwei Melodien von „Slawik und Preiszler in Prag, No. 516 3724“
- Technik
- Öl auf Metall
- Maße
- 76×103 cm
Diese hochmuseale Bilderuhr ist ein Werk des berühmtesten Malers von Wiener Bilderuhren – C. L. Hof(f)meister – und zeigt eine historische Ansicht der Ferdinandsbrücke (heute Schwedenbrücke). Die Brücke wurde zu Ehren des damaligen Kronprinzen Ferdinand benannt. Das Erbauungsdatum 1819 (MDCCCXIX) ist auf dem Mittelpfeiler festgehalten. Bei Hoffmeister-Ansichten der Ferdinandsbrücke befindet sich der Betrachter-Standpunkt üblicherweise am anderen Donaukanalufer in der Leopoldstadt. Die vorliegende, noch seltenere Variante zeigt jedoch den Blick vom Innenstadt-Ufer, genauer gesagt von der Terrasse der Biber-Bastei – einem Teil der Stadtbefestigung entlang des heutigen Schwedenplatzes.
Der höhere Standpunkt ermöglicht es, die genaue Bauweise der Ferdinandsbrücke zu erkennen: Niedrige Mauern trennten die beiden zentralen Fahrbahnen von den zwei außen gelegenen Fußgänger-Wegen. In die östliche Fortsetzung der Stadtmauer, der sogenannten Gonzaga-Bastei, ist das Neue Rotenturmtor eingelassen, welches gerade vom kaiserlichen Hofwagen mit einem Gespann von sechs Schimmeln passiert wurde. Innerhalb der Stadtmauern erhebt sich der hohe Südturm des Stephansdomes, in welchen das Zifferblatt integriert ist. Auch der Turm von Maria am Gestade und die Doppeltürme der Servitenkirche in der Rossau ragen über der Stadt auf.
Stromaufwärts sieht man den Karlskettensteg, eine Fußgängerbrücke mit Mauttürmen an beiden Enden und in der Ferne die Wienerwald-Hügel. Am rechten Donaukanal-Ufer, der Leopoldstadt, sticht vor allem das noble Café Wagner mit seinem eleganten verglasten Erker ins Auge. Das Kaffeehaus, das zu den ältesten Wiens zählte, wurde im Zuge des Brückenbaus von einem der wichtigsten Architekten des österreichischen Klassizismus, Josef Kornhäusel, neu errichtet.
Zahlreiche Marktzillen verdeutlichen die Rolle des Donaukanals als Lebens- und Verkehrsader der Stadt, verband er Wien doch mit bedeutenden Städten wie Ulm, Regensburg, Passau und Linz. Einige der dargestellten Boote zählen zum Typus der „Ulmer Schachteln“, einfache Zillen mit oder ohne Aufbau, die nur für die Naufahrt stromabwärts gedacht waren und in Wien als Bau- und Brennholz verkauft wurden. Die Händler legten am Schanzelmarkt an, wo sie die eingeführten Waren direkt vom Boot aus verkaufen durften. Eines der Schiffe wird von Treidelpferden stromaufwärts Richtung Markt gezogen. Eine schweißtreibende Arbeit für die Zugtiere, welche daraufhin in der, ebenfalls dargestellten, Rossschwemme gewaschen wurden.
Dieser seltenen Variante der Wien-Ansicht mit Ferdinandsbrücke sind wir in unserer jahrzehntelangen Beschäftigung mit Wiener Bilderuhren erst zweimal zuvor begegnet. Umso mehr freuen wir uns Ihnen hier dieses hochmuseale Stück Wiener Uhrmacherei- wie auch Stadtgeschichte präsentieren zu können!