*1957 Wien
- Titel
- „Geburtstagsständchen im Dr. Schiwago“
- Zeit
- 2017
- signiert
- rechts unten: "MP 17"
- Technik
- Öl auf Leinwand
- Maße
- 120×140 cm
„Die russische Bourgeoisie feiert sich selbst und lässt sich feiern – hier mit einem Geburtstagsständchen im „Dr. Schiwago“: in einem der schönsten Restaurants von Moskau, vis à vis des Roten Platzes. 24 Stunden geöffnet, am Tag wie in der Nacht lichtdurchflutet, rekurriert sein Ambiente auf die Geschichte und die Kunstgeschichte der Sowjetunion: Die Mosaiken an der Decke des Restaurants zitieren jene in den prachtvollen Metrostationen aus der Stalinistischen Zeit, konkret jene in der Novokuznetskaya Station, die in Hinterglastechnik ausgeführten Wandverkleidung Motive aus Kasimir Malewitschs Gemälden der 1920er Jahre, und immer wieder drängt sich die revolutionäre Farbe Rot in den Vordergrund. Zugleich bedienen die pompösen Kristallluster das Faible der Russ_innen für das Exuberante, das bis auf die späte Zarenzeit, also die Epoche vor 1917, zurückgeht.
Mehrfach im Laufe des Abends treten die Serviererinnen (die hellgraue, auf die Innenarchitektur perfekt abgestimmte Kleider tragen) singend und applaudierend auf, um Geburtstagskinder hochleben zu lassen. Dabei entfalten sie bei aller – dem Job geschuldeten – Zurückhaltung eine selbstbewusste Weiblichkeit, die in Westeuropa nach den 1950er Jahren verloren gegangen ist und zum Neudurchdenken des laufenden Genderdiskurses herausfordert.“, Martina Pippal 2017.