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Seltene frühe Laterndluhr mit Viertelstundenschlag „Rauschmann in Wien“

Seltene frühe Laterndluhr mit Viertelstundenschlag Rauschmann in Wien

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Wien, um 1810

signiert
"Rauschmann in Wien"
Uhrmacher
Josef Rauschmann
Wien/Budapest, 1812 Meister, *1845, Uhrmacher des Erzherzogs Joseph, Palatin von Ungarn
Gehäuse
Kirschholz furniert und politiert, lineare ebonisierte Obstholz-Intarsien
Zifferblatt
versilbert, Springsekunde
Werk
Grahamgang, Sekundenpendel, zwei Gewichte (hinter dem Pendel geführt), Wiener 4/4-Schlag auf zwei Glocken mit sich versetzender Hubwelle - angetrieben von nur einem Gewicht, Repetition, Gangdauer 8 Tage
Höhe
142 cm

Josef Rauschmann zählt zu den bedeutendsten österreichisch-ungarischen Uhrmachern des 19. Jahrhunderts. Er erhielt 1812 den Meistertitel und war in Ofen (Stadtteil von Budapest) sowie in Wien tätig. Als Hofuhrmacher des Erzherzogs Josef, des Palatin (Statthalters) von Ungarn, wurde Rauschmann mit den prestigeträchtigsten Aufträgen betraut, etwa einen Zeitmesser für die erzherzogliche Residenz in All-Csuth. Rauschmann gehörte außerdem zu der Riege von Uhrmachermeistern, die Observatorien beliefern durften (z. B. Sternwarte in Ofen). Eine astronomische Jahresuhr Rauschmanns wurde 1813 im Ungarischen Nationalmuseum präsentiert und wird von Zeitgenossen als Höhepunkt der Ausstellung beschrieben. Auch Stephan Edler von Keeß nennt Josef Rauschmann in seinem Bericht über die Wiener Uhrmacherei (1823) als einen von wenigen Uhrmachern namentlich und bezeichnet ihn als geübten Meister.

Die vorliegende museale Laterndluhr des Josef Rauschmann beeindruckt durch ein elegantes Gehäuse mit Kirschholzfurnier und ebonisierten Obstholzintarsien. Typisch für diese frühe Phase der Wiener Laterndluhren sind die noch nicht zu einem klassischen Typus entwickelten Gehäuse – es gibt also noch eine gewisse Bandbreite an Varianten wie in diesem Fall der halbrunde Abschluss der Konsolbasis, der um das Zifferblatt geschlossene (anstatt wie später verglaste) Werkskasten und die Bekrönung mit einem hinter dem Giebel befindlichen Aufsatz.

Das Werk mit Grahamgang und Sekundenpendel besitzt jedoch schon jene Eigenschaft, für die die Wiener Laterndluhren weltberühmt werden sollten: ihre für jene Zeit herausragende Präzision. Die kleine Sekundenanzeige in der oberen Hälfte des versilberten Zifferblattes – eine sogenannte Springsekunde – ist direkt mit dem im Sekundentakt schwingenden Pendel gekoppelt. Der Antrieb des Wiener 4/4-Schlages mit nur einem Gewicht ist eine besondere technische Kunstfertigkeit. Üblicherweise benötigt der Wiener 4/4-Schlag einen Antrieb für den Stundenschlag und einen weiteren für den Viertelstundenschlag. Josef Rauschmann verwendete jedoch einen Hammer mit einer sich versetzenden Hubwelle. Ein und derselbe Hammer schlägt also zuerst auf die Glocke für die Viertelstunde und wird gleich danach zur Glocke für den Stundenschlag bewegt.

Diese hervorragende Wiener Laterndluhr ist ein wunderbares und seltenes Beispiel für die Frühphase dieses Wanduhren-Typus – einer Zeitmesser- Gattung, für welche die Wiener Uhrmachermeister Weltruhm erlangten.