*1953 Weyer/Oberösterreich
- Titel
- „Helles Paar“
- Zeit
- 2004
- signiert
- "S. Anzinger 2004", verso signiert, datiert und bezeichnet
- Technik
- Leimfarbe auf Leinwand
- Maße
- 90×115 cm
Das schemenhafte Motiv, die sich mit dem Bildgrund verbindende Komposition, die atmosphärischen Farbverläufe, der sachte Pinselstrich – Siegfried Anzingers „Helles Paar“ von 2004 ist ein Gemälde, das viel mehr andeutet als konkretisiert, das vieles offenlässt und gerade dadurch den Betrachter fordert und in seinen Bann zieht.
Zwei Figuren sind in einer geheimnisvollen Szene von großer Intimität wiedergegeben. Die hintere Figur ist im Profil dargestellt und wirkt wie der Schatten der vorderen helleren Figur, welche sich mehr dem Betrachter zuwendet und öffnet. Das Motiv wird aus der Malerei, aus der Farbe geboren. Die rein malerischen Flächen sind mit den figuralen Elementen gleichwertig. Durch den Verzicht auf Konturen, auf Umrisslinien sind die Übergänge von Figur und umgebenden Bildraum fließend und undefiniert. Ein unergründliches Niemandsland, das der Farbe allein gehört.
Siegfried Anzinger ist bekannt für sein ungewöhnliches Gestaltungsmittel – die Leimfarbe. Anders als bei der Ölmalerei sind die Pigmentkörner nicht in einen Film eingebettet, in welchen das Licht tief eindringen kann. Die Pigmente sind stattdessen durch Leim gebunden und haften nach dem Trocknen direkt an der Leinwand. Diese raue, poröse Oberfläche strahlt das Licht diffus zurück, was die Farben matt und samtig erscheinen lässt. Leimfarbe verlangt nach kompositorischer Meisterschaft und Sicherheit, denn einmal aufgetragen lässt sie sich im Gegensatz zur Ölfarbe kaum korrigieren.
Siegfried Anzinger, 1953 in Weyer an der Enns (OÖ) geboren, studierte 1971 bis 1978 Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien in der Meisterklasse Prof. Maximilian Melcher (gemeinsam mit Gunter Damisch und Hubert Schmalix). In den 1980er Jahren zählte er zu der neoexpressionistischen Maler-Riege der „Neuen Wilden“. Bereits 1982 zog Anzinger nach Köln – eine Stadt, die sich zu jener Zeit gerade als Kunstmetropole etablierte. Noch im selben Jahr nahm er an der documenta 7 in Kassel teil. 1988 vertrat Anzinger Österreich bei der Biennale Venedig. Es folgte eine erfolgreiche nationale (Albertina, Lentos Museum Linz,…) und internationale (Deutschland, Schweiz, Niederlande,…) Ausstellungstätigkeit. Seit 1997 hat Siegfried Anzinger eine Professur an der Kunstakademie Köln inne. Anzinger zählt heute zu den erfolgreichsten österreichischen Malern aus der Generation der Neuen Wilden.