Wien, letztes Viertel 18. Jahrhundert
- Gehäuse
- Lindenholz geschnitzt und blattvergoldet, teils durchbrochen gefertigt
- Zifferblatt
- Werk
- Spindelgang, kurzes Vorderpendel, Datumsanzeige
- Höhe
- 93 cm
Sägeuhren zählen zu den sogenannten „Gravitations-Uhren“ – Zeitmessern, die durch die Schwerkraft angetrieben werden. Im Fall der Sägeuhr geschieht dies mittels einer Zahnstange, an welcher das bleibeschwerte Werksgehäuse per Hand nach oben geschoben wird (ein Schlüssel wird nicht benötigt) um dann mithilfe der Schwerkraft langsam wieder herunterzugleiten. Die Zähne der Stange greifen dabei ins Räderwerk ein. Als Gangregler fungiert ein kurzes Pendel vor dem Zifferblatt. Die an eine Säge erinnernde Zahnstange gab diesem seltenen Uhrentypus seinen Namen.
Die vorliegende Sägeuhr wurde im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts in Wien geschaffen und besticht durch ein besonders prunkvolles Gehäuse aus blattvergoldetem Lindenholz. Das teils durchbrochen gearbeitete Schnitzwerk ist in der Formensprache des Josephinischen Stils gehalten – eine österreichische Strömung des spätbarocken Klassizismus unter Kaiser Joseph II. Lorbeergirlanden, Schleifen, Akanthuslaub, Blütendekor, Zahnfriese und Perlstäbe bestimmen die opulente ornamentale Ausgestaltung. Das Email-Zifferblatt mit römischen Stundenzahlen und arabischen Minutenziffern wartet zusätzlich mit einer Datumsanzeige auf – eine für Sägeuhren außergewöhnliche Indikation.
Sägeuhren versetzten nicht nur das zeitgenössische Publikum in Erstaunen, sondern lösen mit ihrem ungewöhnlichen Antriebs-Mechanismus auch heute noch überraschte Bewunderung aus. Der abgebildete prächtige Zeitmesser im Stil des spätbarocken Wiener Kaiserhofes ist ein besonders schönes Exemplar dieser faszinierendenUhrengattung.