Wien, erste Hälfte 19. Jahrhundert
- Gehäuse
- Obstholz ebonisiert und politiert, feuervergoldete Bronzeapplikationen in der Formensprache der Laxenburger Gotik Temperaturskala nach Réaumur (mit späterem quecksilberfreiem Glasröhrchen – geeicht auf Grad Celsius)
- Zifferblatt
- Fronton Perlmutt,
Ziffernring Bronze feuervergoldet - Werk
- Ankergang, Federantrieb, Schnuraufzug mittels zweier feinst guillochierter und feuervergoldeter Scheingewichte
- Höhe
- 32 cm
Brettluhren sind eine seltene und bei Sammlern höchst begehrte Variante der Wiener Wanduhren aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zarte Dimensionen, ein vorkragendes Werksgehäuse und das namensgebende kleine Rückbrett sind Kennzeichen dieses Typus.
Die Kombination mit einem Thermometer, wie bei vorliegender Brettluhr, stellt eine ganz besondere Rarität dar. Die Temperaturanzeige ist mit „Thermometer Réaumur“ bezeichnet. Die von dem französischen Naturwissenschaftler René-Antoine Ferchault de Réaumur entwickelte Skala wurde 1730 eingeführt und war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die gängige Maßeinheit in vielen europäischen Ländern. Auf dem Thermometer des abgebildeten Zeitmessers sind die wichtigsten Temperaturpunkte mit ihren Bezeichnungen „Siedpunkt“ (80 Grad), „Badhitz“ (30 Grad) und „Eispunkt“ (0 Grad) eingraviert.
Das feine, nur 32 cm hohe Gehäuse aus ebonisiertem und politiertem Obstholz zieren feuervergoldete Bronzeapplikationen. Zwei kragsteinartige Konsolen mit Blattwerk-Basen und Hundeköpfen unterfangen das perlmuttbelegte Fronton mit feuervergoldetem Ziffernring. Als Bekrönung dient ein Wimperg mit Fialen, Krabben und Kreuzblume in der Formen sprache der Laxenburger Gotik – eine österreichische Strömung der Neugotik der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Bezeichnung verweist auf den beeindruckenden „Rittergau“, welchen sich Kaiser Franz I. von Österreich im Schlosspark der Sommerresidenz Laxenburg ab 1798 errichten ließ. Dieser Stil ist feingliedrig, oft an stark geschwungene spätgotische Architekturelemente angelehnt und von höchster Eleganz.
Eine typische Eigenheit der Wiener Brettluhren sind die beiden guillochierten Scheingewichte, welche das Werk nicht direkt antreiben. Durch das vorsichtige Ziehen an dem kleineren der beiden Gewichte wird mittels einer Schnur der tatsächliche Antrieb aufgezogen: eine im Werk befindliche Feder.
Diese außergewöhnliche Wiener Brettluhr mit Réaumur-Skala ist dank ihrer aufwändigen Ausführung und dennoch geringen Größe ein gern genutztes Kleinod in eleganten Salons.