Wien, erstes Viertel 19. Jahrhundert
- signiert
- „Peter Rau in Wien“
- Uhrmacher
- Peter Rau, Wien,
- *22.6.1780 Bingen/Rhein, Meister 1811, † 25.9.1829 Wien
- Gehäuse
- Bronze graviert, ziseliert und feuervergoldet, feuervergoldete Bronzeapplikationen, Gehäuse von vier Delphinen getragen, Vasenaufsatz mit Schlangenbügeln, Sockel allseitig verglast, vier Löwenfüße
- Zifferblatt
- Bronze guillochiert und feuervergoldet, Ziffernring und Datumsring Email
- Werk
- Ankergang, Wiener 4/4-Schlag auf Tonfedern, Repetition, Schlagabstellung, Datumsanzeige frühes Walzenspielwerk, wohl Peter Götz, Wien (lt. Dr. H. Kowar) mit zwei Melodien und Selbstauslösung nach der vollen Stunde oder auf Anfrage, Gangdauer zwei Tage
- Höhe
- 51 cm
Diese prachtvolle Kommodenuhr mit Walzenspielwerk stellt einen Höhepunkt der Wiener Uhrmacherei des Empire dar. Feuervergoldete Bronzegehäuse waren an sich schon einer gehobenen, meist adeligen Klientel vorbehalten. In dieser großen, skulptural ausgestalteten Ausführung in Kombination mit einer verglasten Basis mit frühem Walzenspielwerk handelt es sich um ein absolutes Luxusobjekt dieser Zeit.
Der Uhrmacher, der für diesen hervorragenden Zeitmesser verantwortlich zeichnet, war einer der besten Meister seines Faches: Peter Rau, 1780 in Bingen am Rhein geboren, erhielt 1811 in Wien seinen Meistertitel. In seinem Geschäft in der Josefstadt schuf er hervorragende Uhrwerke und arbeitete mit den besten Gehäusebauern der Stadt zusammen. Eine Uhr des berühmten Wiener Uhrmachers Carl Wurm mit einem bis auf die Verglasung der Basis identen Gehäuse ist vom unbekannten Wiener Bronzier „K. J.“ monogrammiert – mit großer Wahrscheinlichkeit auch der Schöpfer des vorliegenden prächtigen Gehäuses.
Zwei ineinander verschlungene Delphinpaare fungieren als Träger des schildförmigen Werksgehäuses. In der griechischen Mythologie dienten die Meeressäuger dem Gott Poseidon und wurden von Venus, Amor sowie den Meeresnymphen als Reit- und Zugtiere verwendet. Delphine standen außerdem für Mitgefühl und Hilfsbereitschaft, da sie oftmals Ertrinkende gerettet haben sollen.
Bereits in der Antike wurde das spitze schmale Maul des Delphins schnabelartig stilisiert und der Kopf mit an Federn erinnernden Flossen geschmückt. Ein römischer Bronze-Delphin aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., welcher nahe der einstigen Koloniestadt Augusta Raurica (Museum Basel-Landschaft, Inv. Nr. 40.65.306) gefunden wurde, verdeutlicht wie sehr sich die Wiener Bronziers von der Antike inspirieren ließen. Die außergewöhnliche Pendelscheibe in Form eines Segelbootes mit zwei rudernden Seefahrern fügt sich wunderbar in das maritime Thema des Uhrengehäuses ein. Feuervergoldete Bronzeapplikationen in Form von Lorbeerlaub und Volutenranken sowie eine Vasen- Bekrönung mit Schlangengriffen runden den reichen Dekor ab.
Um das hervorragende Musikspielwerk bestmöglich zu präsentieren, ist die Basis an allen vier Seiten verglast. Es handelt sich um ein seltenes, sehr frühes Walzenspielwerk mit einzeln verschraubten Zungenpaaren und Doppelplatine. Sektionen mit je zwei Zungen sind eine typische Eigenheit der ersten Spielwerke von Anton Olbrich, in Kombination mit einer doppelten Platine allerdings nur von Peter Götz bekannt, weshalb wir in letzterem den Erschaffer dieses frühen Spielwerks vermuten.