Wien, um 1920/22
- Gehäuse
- Lindenholz geschnitzt und blattvergoldet, opulente, teils vegetabile, teils geometrische Schnitzereien in charakteristischer Manier Peches, Werkgehäuse Metall vergoldet
- Zifferblatt
- Metall getrieben und vergoldet
- Werk
- Gustav Becker Werk (Freiburger Uhrenfabrik), Gangdauer 1 Woche
- Höhe
- 40 cm
„Nicht einmal alle hundert Jahre, alle dreihundert Jahre einmal nur wird in einem Land ein solches Genie geboren. Dagobert Peche war das größte Ornamentgenie, das Österreich seit dem Barock besessen hat.“ Josef Hoffmann, 1923
Bereits seine Zeitgenossen feierten den Designer, Graphiker und Architekten Dagobert Peche als eines der begnadetsten Talente des Wiener Jugendstils. Seine Entwürfe sind ungemein fantasievoll, variantenreich und dennoch unverkennbar. 1887 in Sankt Michael im Lungau (Salzburg) geboren, studierte Peche Architektur an der Technischen Hochschule und der Akademie der bildenden Künste Wien. 1915 wurde er Mitglied der Wiener Werkstätte, 1917/18 leitete er deren Zürcher Filiale. Die Arbeiten der intensiven, aber kurzen Schaffenszeit Dagoberts Peches (er starb im Alter von nur 36 Jahren) sind für den Weltruf des österreichischen Kunsthandwerks um 1900 von größter Bedeutung.
Die vorliegende Kommodenuhr wurde von der angesehenen, vielfach ausgezeichneten Manufaktur Max Welz (Grand Prix auf den Weltausstellungen 1925, 1929 etc.) gefertigt, welche eng mit der Wiener Werkstätte zusammenarbeitete und zahlreiche Designs Peches umsetzte. Der Entwurf für den vorliegenden Zeitmesser ist aufgrund der Ornamentik ebenfalls Dagobert Peche zuzuschreiben. So findet sich die diagonal gezackte Dekorleiste der Basis etwa auch bei Peches Messing-Blumenvase für die Wiener Werkstätte (Modellnummer M3265). Das voluminöse Blattwerk wiederum ist sein absolutes Markenzeichen und bei Peches Spiegeln und Rahmen für die Firma Welz äußerst prominent.
Diese prunkvolle Kommodenuhr ist ein herausragendes Beispiel für die Zusammenarbeit des großen Entwerfers Dagobert Peche mit den auf höchstem Niveau arbeitenden Wiener Kunsthandwerkern der Manufaktur Welz und verdeutlicht den Anspruch des Wiener
Jugendstils an die Kunst als eine alle Lebensbereiche durchdringende Kraft.