Paris, Mitte 18. Jahrhundert (Louis XV)
- signiert
- „Fieffe Paris“ (signiert auf Kartusche und Platine)
- Uhrmacher
- Jean-Jacques Fieffé,
- Paris, Meister 1725, † 1770
- Gehäuse
- Boulle und Contre-Boulle-Marketerie mit Schildpatt und Messing, vergoldete Bronzeapplikationen, teils ornamental, teils figural (Bacchus mit Ceres und Amorknabe, Minerva als Bekrönung), Emailkartusche signiert „Fieffe Paris“
- Zifferblatt
- Zifferblatt Bronze feuervergoldet, Repoussé-
Dekor, Emailkartuschen für Stunde und Datum - Werk
- Spindelgang, Halbstundenschlag auf Glocke mit außenliegender Schlossscheibe, Datumsanzeige Gangdauer 8 Tage
- Technik
- verge escapement, half hour strike on bell with outside countwheel, indication of date duration of 8 days
- Höhe
- 115 cm
Boulle-Marketerien, benannt nach dem französischen Ebenisten André-Charles Boulle (1642–1732), zählen zu den aufwändigsten, feinsten und kostbarsten Oberflächengestaltungen der Kunsttischlerei. Das imposante Gehäuse der vorliegenden großen Prunkpendule und der dazugehörenden Wandkonsole sind überreich mit opulenten Einlegearbeiten in Boulle- und Contre-Boulle-Technik aus Schildpatt und Messing verziert.
Darüber hinaus schmücken zahlreiche vergoldete Bronzeapplikationen den prachtvollen Zeitmesser. Die Pendule ruht auf vier Volutenfüßen in Form weiblicher Hermen, als Bekrönung dient eine Figurine der Minerva. Die zentrale Figurengruppe unterhalb des Zifferblattes zeigt eine bildliche Darstellung des seit der römischen Antike beliebten Sprichwortes Sine Cerere et Baccho friget Venus – „Ohne Kost und Wein kann die Liebe nicht gedeihen“. Der jugendliche Bacchus mit Tierfell und Weinlaubkrone umarmt Ceres, die schöne Göttin der Fruchtbarkeit, die sich durch einen Früchtekorb zu erkennen gibt. Der geflügelte Amorknabe, der sich an das Paar schmiegt, steht symbolisch für seine Herrin, die Liebesgöttin Venus. Im Repoussée-Dekor des feuervergoldeten Zifferblattes lässt sich neben Füllhörnern und einem Maskaron das französische Nationalsymbol, der Gallische Hahn, entdecken.
Eine kleine Email-Kartusche unterhalb des Zifferblattes sowie die Platine des Uhrwerks tragen die Signatur von Jean-Jacques Fieffé, einem der bedeutendsten Uhrmacher unter Louis XV. Nach der Ernennung zum Uhrmacher des Observatoriums von Paris standen Fieffé Tür und Tor des Hochadels offen und er konnte sich als gefragter Hersteller von Luxusuhren etablieren. Zeitmesser des großen Meisters finden sich heute u. a. im MET Museum New York, dem Getty Museum Malibu und der Wallace Collection London.